Erzählt …

Inhalt

 

 

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Neues aus der Schule

7 Teams-Work

Erst neulich lief die Unterhaltung zwischen mir und unserem
Vierzehnjährigen über seine Hausaufgaben so ab:

Mutter:   Hast du die Hausaufgabe gemacht?

Sohn:        Ja, Jonathan und ich haben sie abgeschickt.

Mutter:    Hast du die Aufgaben von Jonathan abgeschrieben?

Sohn:        Nein, gar nicht! Wir haben sie zusammen gemacht.

Mutter:    Wow! Endlich macht ihr mal Teamarbeit.

Sohn:        Wir haben sie zusammen abgeschrieben und das Abschreiben

                   hat echt lange gedauert. Ben hat uns die Lösungen über
                   Teams geschickt.

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6 Arbeits- und Sozialverhalten

Halbjahreszeugnisse. Heute gab es in der Schule die Zeugnisse für das letzte Schulhalbjahr. Ich fragte vor dem Mittagessen meine Kinder nach ihren Zeugnissen. Unser zwölfjähriger Sohn rief: „Also mein Arbeits- und Sozialverhalten hat sich auf jeden Fall gebessert!“ Ich war überrascht, aber freute mich: „Echt? Daaas ist ja toll! Dann ist in deinem Zeugnis das Arbeits- und Sozialverhalten jetzt also besser?“ Unser Sohn redete weiter: „Aber in meinem Zeugnis steht mein Arbeits- und Sozialverhalten jetzt sogar noch schlechter drin. Die spinnen ja total, die Lehrer!“

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5 Das schlimme Wort 

Unser Sohn Diego ärgerte sich wieder einmal darüber, dass wir ihm seine „Elektronikzeit“ nicht verlängerten. Es war in einer Phase, in der mich die Schule meiner Kinder und das Verhalten ihrer Lehrer besonders nervte. Unsere Kinder sahen das alles etwas lockerer, denn im Prinzip mögen sie ihre Lehrer. Diego kritisierte mich gezielt: „Also das, was du und Papa, was ihr macht, dass ihr mir nicht mehr Elektronikzeit gebt, das ist ja schlimmer als die Methoden an der FES!“* Ich ärgerte mich in sehr gereiztem und gedehntem Ton: „Du solltest nicht unnötig das Wort FES erwähnen!“ Unsere Tochter Gloria amüsierte sich darüber: „Oh, Diego hat FES gesagt. Er hat das schlimme Wort FES gesagt.“ Und Diego stimmte ein: „Oh ja, FES. Das ist ein ganz ein schlimmes Wort“ und beide prusteten los.

Am nächsten Tag beim Mittagessen blickte mich Gloria von der Seite an und sagte: „Denk daran, Diego, dass wir nicht das schlimme Wort ef e es sagen dürfen. Sonst rastet Mama wieder aus.“ Diego lachte: „Ja genau, das schlimme Wort ef e es. Wir dürfen es jetzt wohl nur noch heimlich sagen, dieses schlimme Wort.“ Und wieder lachten beide.

Und über was für schlimme Wörter lachen Sie zuhause?

* FES steht für „Frei Erfundener Schulname“ für die Schule unserer Kinder.

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4 Ferien sind Ferien sind Ferien sind …

Vor den Ferien jubelte unsere zehnjährige Tochter: „Juhu, bald ist Weihnachten! Dann bekomme ich total viele Geschenke und Schule spielt überhaupt keine Rolle!“ In diesem Sinne, liebe Eltern: gönnen Sie Ihren Kindern die Ferien und sich selbst als Eltern den „Schulurlaub“. Es reicht, wenn wir Lehrkräfte in den Ferien arbeiten. Ich wünsche Ihnen schöne Ferien und Feier-Tage.

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3 Als unser Sohn zehn Mal „den Satz“ schrieb

Letzte Woche hat unser zwölfjähriger Sohn im Deutschunterricht zehn Mal geschrieben: „den Satz“. Sein wütender Lehrer hatte der Klasse den Satz diktiert: „Zu Unterrichtsbeginn muss ich mein Arbeitsmaterial auf dem Tisch haben, ruhig sitzen und still sein.“ Dann sagte er: „Jetzt schreibt ihr zehn Mal den Satz.“ Unser Sohn schrieb „den Satz, den Satz, den Satz, …“. Als sein Lehrer das bemerkte, schickte er ihn aus dem Unterricht und zum Sozialarbeiter. In das Mitteilungsheft schrieb er an uns Eltern: „Wegen Arbeitsverweigerung zur Schulstation geschickt.“ Ich schrieb: „Lieber Herr Müller, nach Darstellung unseres Sohnes handelte es sich nicht um eine Arbeitsverweigerung. Bitte versuchen Sie es mit weniger monotonen Arbeitsaufträgen.“

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2 Wenn Schüler die Lehrer beim Wort nehmen

Als ich mich nach einem Elterngespräch als Mutter darüber wunderte, dass sich eine Lehrerin meines Sohnes sehr genervt zeigte, sagte er mir: „Ich glaub, ich weiß schon, an was das liegt.“ Er erzählte mir dann Folgendes: Seine Klasse hatte einige Wochen zuvor bei dieser Lehrerin Unterricht im Fachraum für Naturwissenschaften. Sie wiederholte mehrmals: „In diesem Raum darf nicht getrunken werden.“ Bei meinem Sohn war wohl nicht angekommen, was die rationalen Gründe dafür waren. Er ging zum Fenster, öffnete es, beugte sich aus dem Fenster und trank aus seiner Flasche. Schließlich hatte er nun „nicht in dem Raum“ getrunken. Die Lehrerin hatte mir von dieser Szene nichts erzählt. Sie fand es wohl nicht witzig.

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1 Dürfen Schüler Lehrer auslachen?

Unser Sohn bekam neulich im Unterricht einen Lachanfall. Seine Lehrerin hatte ihn zum zweiten Mal ermahnt, dass er sein Schaukeln mit dem Stuhl einstellen solle. Dann sagte sie vor seiner gesamten siebten Klasse drohend: „Ich werde deine Mutter anrufen, wenn du nicht aufhörst zu kippeln.“ Da musste mein Sohn lauthals loslachen.

Ich bin mir sicher, dass wenn ich als Lehrerin in einer siebten Klasse einem Schüler oder einer Schülerin sagen würde: „Ich rufe deine Mutter an, wenn du nicht dies und jenes unterlässt“, dass mich meine Schüler dann zumindest alle angrinsen würden. Ich würde als Lehrerin nicht überzeugend, sondern eher hilflos, wirken.

Auf der anderen Seite müssen unsere Kinder lernen, wann und vor allem wem gegenüber sie lachen dürfen und wann es eher besser ist, sich das zu verkneifen. Wenn unser Chef etwas zu uns sagt, dann überlegen wir als Erwachsene wohl auch eher drei Mal, ob wir lachen dürfen oder nicht.

Meine Schülerinnen und Schüler lachen übrigens öfter über mich, meistens weil ich im Unterricht etwas zerstreut rede. Einmal habe ich es geschafft, in einem Spanischkurs in einer Unterrichtsstunde zwei Mal eine Klassenarbeit zurückzuverlangen. Beim ersten Mal grinsten mich die Schüler an und sagten: „Aber wir haben doch gar keine geschrieben.“ Als ich nach einer halben Stunde die Schüler wieder daran erinnerte, am Montag die Klassenarbeiten unterschrieben zurückzubringen, lachten alle und eine Schülerin sagte: „Wir haben sie immer noch nicht geschrieben.“ Natürlich musste ich dann über mich selbst lachen und machte vor der Klasse Witze über mich und mein Gedächtnis. Schlimm für Schüler ist es dann, wenn Lehrerinnen und Lehrer nicht über sich selbst lachen können.

Es gibt Situationen, in denen ich als Erwachsene und Lehrerin nicht mitlachen kann. Zum Beispiel dann nicht, wenn schlechtgelaunte Schüler versuchen mich so zu beschimpfen, wie sie ihre Eltern beschimpfen oder wenn sie den Hitlergruß zeigen oder wenn sie eine Mitschülerin auslachen. Dann erkläre ich ihnen als erwachsene Person, warum ich das nicht lustig finde. Ich nenne das den „sozialen Humor“, den Kinder von Eltern und Lehrkräften lernen müssen.

Im Schulalltag gibt es aber viel häufiger Situationen, in denen Lehrerinnen und Lehrer über sich selbst lachen könnten. Wenn Lehrer dazu nicht in der Lage sind, dann sind die lachenden Schüler aus ihrer Sicht „unverschämt“ und „zeigen ein schlechtes Sozialverhalten“. Kinder und Jugendliche sollten aber von uns Erwachsenen lernen können, dass man über sich selbst lachen kann, ohne sein Ansehen zu verlieren. Darüber habe ich in meinem Buch „Wenn Lehrer nerven – was Eltern tun können“ im Kapitel „Lachen Sie gemeinsam über die Schule!“ geschrieben.

Humor muss man lernen. Lachen ist super. Humorlose Lehrer sind nicht super. Mitlachen ist o.k. Auslachen ist nie o.k.